Unisex Mode – geschlechtsneutraler Designansatz in der Mode

Unisex Fashion ist längst mehr als eine modische Bewegung, sie stellt den geschlechtsneutralen Designansatz in den Mittelpunkt und räumt mit Genderrollen auf, und das nicht erst seit heute.

Schon in den 1960er Jahren versuchten Modedesigner in ihrer Arbeit Geschlechterstereotypen zu überwinden. Sie bezogen sich in ihren Entwürfen auf schlichte Formen und verwendeten Stoffe (oder entwickelten neue) und Farben, die gesellschaftlich weder »männlichen« oder »weiblichen« Attributen zugeordnet wurden und so von beiden Geschlechtern getragen werden konnten.

Auch wenn ein Stoff weder weiblich oder männlich sein kann, so wurden beispielsweise Anzugstoffe eher männlich gewertet und Chiffon eher weiblich. Das sich diese Zuordnung so heute nur mehr schwer treffen lässt, sieht man anhand unzähliger Anzugskollektionen für Damen, obwohl Nylonstrümpfe, Spitze und Chiffon immer noch vorwiegend für weibliche Kollektionen verwendet werden.

Bei den Schnitten gibt es natürlich auch Unterschiede und Standards, die sich durchgesetzt haben. So sind bei Herrenkonfektionen die Knöpfe rechts aufgesetzt, die Kleidung ist weniger tailliert geschnitten und die Ärmel etwas länger. Schnittmuster für Unterwäsche zeigen die Konzeption für die Körperformen am deutlichsten. Dennoch bleibt dem Käufer überlassen, welche Kleidungsstücke er erwerben und tragen möchte.

Bei Unisex-Kleidung oder genderneutraler Kleidung, wird im Designprozess eher auf grade, weniger Körperbetonte Schnitte geachtet. Das Basic T-Shirt, die Jogginghose oder der Hoodie lassen sich in Standardschnitten umsetzen und sind deshalb oft Bestandteil bei Unisex-Kollektionen.

Die unterschiedlichen Körperformen spielen bei der Entwicklung von Schnitten auch weiterhin eine Rolle, denn »One size fits all« stimmt eben nicht so ganz und das soll Unisex-Mode auch garnicht erreichen. Es geht um die Kommunikation der Kollektionen. Oft werden diese nicht explizit so beworben. Eher kleinere Marken werben mit nichtbinärer Mode und platzieren z.B. Mode und Make-up nach Körperregionen und nicht nach Geschlecht.

Neben den Überlegungen der Designer und Marketingabteilungen, gab es auch gesellschaftliche Strömungen, die die Unisex-Mode weiter voran trieben. In den 60er- und 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts war es üblich, dass Männer und Frauen im College dieselben Textilien trugen, wie etwa Strickjacken, Chinohosen, Hemden oder Pullunder… Das hatte zum einen praktische Gründe und auf die Emanzipationsbewegung geschaut, auch gesellschaftliche.

Die Normvorstellungen, die von den Designern in den 60er Jahren ins Wanken gebracht wurden, werden seit einigen Jahren wieder aufgegriffen und versucht aufzulösen. Auch bei vielen renommierten Designern spielt der Geschlechtsaspekt im Entwurfsprozess von Kleidung einfach keine Rolle mehr.
Ist die Unisex Mode also bereits im Mainstream angekommen? Noch nicht so ganz. In Geschäften und Onlineshops wird nach wie vor die Einteilung nach Geschlecht in Damen- und Herrenabteilungen bevorzugt vertreten.
Es gibt zwar immer mehr Unisex Kollektionen, allerdings werden diese zurückhaltend beworben oder es wird den Geschäften überlassen, diese in die Damen- und Herrenabteilungen einzusortieren und zu schauen, wo sie besser ankommt. Geschlechtsneutrale Kollektionen sind also in einigen Shops entweder oder sowohl in der Männer- als auch im Frauenbereich zu finden. Denn bezieht man den wirtschaftlichen Faktor mit ein, ist der Frauenmarkt in der Modebranche gegenüber dem Männermarkt größer und auch das Budget für Einkäufer überwiegt in diesem Sektor. So zeigt sich auch, dass Frauen mehr in Herrenmode investieren als umgekehrt. Man ist auch dazu übergegangen Männerkollektionen, sowohl von Herren als auch von Damen bewerben zu lassen. Das zeigt auch, dass es ein Publikum gibt, dass ihre Kaufentscheidung nicht mehr von der Konzeption nach Körperformen abhängig macht.

Neben dem Punkt der Schnittkonzeption und der Stoffauswahl, wurde und wird teilweise noch in Punkto Farben und Muster eine Einteilung in die beiden Geschlechter vorgenommen; die ihren Höhepunkt in der farblichen Trennung von Jungen und Mädchen, vor allem in der Kindermode fand. Blau für Jungen und Rosa für Mädchen. Diese Farbkonnotierung wurde auch im Gendermarketing für Produkte mit dem Leitsatz verfolgt »Shrink it and pink it« (»Mach es klein und mach es rosa«), um Waren einfacherer an Frauen zu verkaufen. Dieser stereotype Leitsatz von meist männlichen Produktherstellern verwendet, zeigt ein unreflektiertes Verständnis auf, dass das weibliche Kaufverhalten nicht über Größe und Farbe einer Ware hinausgeht. Auch die Kaufkraft, deren Anteil bei einem weiblichen Zielpublikum überwiegt, wird bei einem stereotypen Gendermarkting außer acht gelassen. Hier trägt genderneutrale Mode und Werbung dazu bei, diese Grenzen weiter aufzulösen.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass schon im Designaspekt und im Marketing Formen, Farben und Material keinen geschlechterspezifischen Bezeichnungen mehr zugeordnet werden sollten. Bezogen auf unsere Sprache, reichen die Begriffe maskulin und feminin, um Mode zu beschreiben nicht mehr aus, weil sie einfach nur einen Teil des Geschlechterspektrums abdecken. Und geht es am Ende nicht darum, eine Gesellschaft anzustreben, die in Puncto Geschlecht alle inkludiert? Und vielleicht kann in Zukunft Kleidung einfach nur als Kleidung gesehen werden, fernab von Geschlechterrollen und gleichzeitig bunt und vielfältig sein.